Angenehmere Lektüre mit weniger langen Zeilen!

WoZ-Tagebuch vom 16. bis 22. Mai 2002

Donnerstag, 16. Mai 2002

Morgenrituale

Morgens um sieben ist die Welt ganz und gar nicht in Ordnung, und die WoZ noch viel weniger. Hinter mir die Treppe, vor mir die Tür. Durch das Türglas sind sind wallende Nebel erkennbar. Meine Hände schweben über dem Schumasack. Nun bloss nicht die Nerven verlieren:

Schuma auf!
A wie Augen? OK!
B wie Bänder? OK!
C wie Konturen? OK!
D wie Dichtigkeitskontrolle? Bestanden!

Als wir damals gegen den Gasmaskenterror gerüsselt haben, fanden wir die Gegenargumente der Vorgesetzten ziemlich schwach. Allein aus Prinzip natürlich. Zum Glück hatte keiner ein wirklich gutes Argument auf Lager. Zum Beispiel: Eines Tages wirst du in einem Grossrauchbüro arbeiten und am Morgen als erster reinmüssen. Nicht, dass es drauf angekommen wäre, Gasmaskenterror gab es sowieso. Aber wir hätten da einen Korpus zu Unrecht verlacht. Hinwiederum hätten Sie's ja auch nie herausgefunden, so es Sie jemals interessiert hätte. Jedenfalls ist jetzt keiner von denen da. Da sind meist nur die beiden Obdachlosen, die sich in der WoZ häuslich eingerichtet haben und durch ihre blosse Präsenz jeden Einbrecher abschrecken. Bevor Sie nun aber die WoZ als Asyl anpreisen: bitte tun Sie's nicht. Wir sind ziemlich voll.

Nun also mutig den Schlüssel drehen und rein in die gute Stube, und als erstes natürlich durchtasten zum ersten Fenster. Von da an geht es leichter: bald sind alle Fenster offen, und manch unbeschwertes Blatt erhebt sich von einem Redaktionstisch und flattert unbeschwert im Wind, um bald irgendwo am Boden zu landen, sei es innerhalb oder ausserhalb des nächsten Fensters.

Schlechtes Gewissen? Nur am Anfang. Darwin sagt, es würden nur Blätter fortgeweht, die sowieso nicht überlebt hätten. Adam Smith ergänzt, die unsichtbare Hand werde die besten Blätter retten. Freud sagt, die Leute wünschten in ihrem Unterbewusstsein gewisse Blätter zum Teufel und täten sie deshalb unbeschwert auf dem Pult verteilen. Marx sagt, unbeschwerte Blätter gehörten geschichtsnotwendigerweise auf den Misthaufen der Geschichte. Lao-Tse meint, die Blätter richteten sich nach dem Wind, der Wind nach dem Himmel, der Himmel nach dem Tao, das Tao nach sich selbst, und dass er aller Dinge Art eben durch sie wisse (verstanden? Ich auch nicht). Die Buchhaltung predigt, dass Papier beschwert werden sollte. Oder gar nicht ausgedruckt (vgl. hierzu das Tagebuch von Verena Mühlberger, das natürlich in diesem Punkt grotesk übertrieben war, genauso übrigens wie die Behauptung auf Seite 23 der aktuellen WoZ, Roger Köppel habe den Buchhalter der WoZ für die Weltwoche abzuwerben versucht. Richtig ist vielmehr, dass er bzw. die Jean Frey AG eine Personalkuppelei dazwischenschaltete).

Morgens um halb acht ist die Welt vermutlich immer noch nicht in Ordnung, auf der WoZ hingegen ist zumindest die Luftqualität auf dem Höhepunkt. Inzwischen habe ich auch die meisten Computer und Drucker ausgeschaltet. Das mag Ihnen vielleicht unlogisch erscheinen; warum, höre ich Sie rufen, schalte ich die Dinger nicht am Abend aus? Ich aber sage Ihnen: Weil ich dann nicht da bin. Lieber gönne ich dem Gerät eine Pause von sieben bis zehn Uhr am Vormittag, als gar keine.

Nun sollte bzw. könnte ich arbeiten. Zumindest bis zur Mittagspause, 4 bis 5 Stunden, am liebsten in den ersten beiden. Danach wird das Grossrauchbüro mehr und mehr zu einem Grossschallbüro, weshalb ich mich an einen Nebenjob flüchte. Den können Sie besichtigen. Wenn Sie ein Fahrrad als Verkehrs- und Reisemittel einsetzen, sollten Sie das unbedingt abonnieren; schreiben Sie mir hierzu einfach an administration ät velojournal punkt ch. Ende der heutigen Folge.

Weitere geplante Folgen:

Ätschbätsch, die heutige Folge ist noch nicht zu Ende, die Online-Redaktion freut sich, Ihnen die Fortsetzung der Bekenntnisse aus dem bewegten Leben eines WoZ-Buchhalters präsentieren zu dürfen:

Der Vormittag

Den Donnerstagvormittag verbrachte ich mit dem Druck und dem Versand von Einladungen für die alljährliche Generalversammlung der WoZ Internationale Medienzerzeugnisse AG. Das ist die Gesellschaft, die die deutschsprachige Version des Monde diplomatique in der Schweiz herausgibt (in der aktuellen WoZ und auf www.monde-diplomatique.ch). Eine der unterschätzten Nebentätigkeiten, die mensch immer noch so schnell nebenbei erledigen will. Um dann zu merken, was man alles verschlampt hat: Couverts? Briefpapier? Termin? Heuer ist's zur Abwechslung eine Zweitkorrektur der Einladung. Und nachdem der Drucker 170 der 220 Einladungen ausgespuckt hat, merke ich endlich, dass ich die Leute auf den 19. Juni 2001 einlade. Porca Misere!

Der erste schweinische Gedanke (toll, dann kommt keiner und wir sind schnell fertig) wird natürlich subito unterdrückt. Neu drucken? Denkste! Das Papier ist sauteuer, der Drucker war lange genug blockiert. Von Hand korrigieren? Dann sehen's erst recht alle. Und Zeit habe ich ja schliesslich keine. Muss ja Tagebuch schreiben (endlich eine gute Ausrede). Nach einer Krisensitzung mit den diversen Mitgliedern meiner gespaltenen Persönlichkeit (Perfektionist, Sparapostel, Ressourcenschoner, fauler Sack) beschliesse ich drei Massnahmen:

  1. Korrektur im Online-Tagebuch (das ist hier): ACHTUNG AKTIONAERINNEN UND AKTIONAERE DER WOZ - INTERNATIONALE MEDIENZERZGEUGNISSE AG! DIE GENERALVERSAMMLUNG FINDET AM 19. JUNI STATT, ABER NICHT 2001, SONDERN 2002!
  2. An den noch nicht gedruckten Geschäftsbericht 2001 (der kommt jetzt auf die Rückseite der Einladung) hänge ich ein PS an, das vor der falschen Jahreszahl auf der Vorderseite warnt.
  3. Bei dieser Gelegenheit freue ich hämisch darüber, dass der Geschäftsbericht von der Geschäftsleitung auf den 16. Mai 2001 statt den 16. Mai 2002 datiert war. Und dieses Ding war zweitgelesen! Nur dank meines PS kann ich das nun korrigieren. Da soll mir wer was vorzuhalten versuchen, ätschbätsch!
Der Online-Redaktion wird schon was einfallen - es wird sich noch zeigen, wer da zuletzt geätschbätscht hat! - Aber schon gehts weiter:

Der Nachmittag

Privates wollen die Leute lesen, will der legendäre Tagebuchschreiber Andreas Hobbit Erdmann vom WoZ-Monster instruiert worden sein (dessen Tagebuch ist leider verschollen. Beschwerden an die Online-Redaktion).

Also denn, gehen Sie auch mal in ein so richtig schön dekadentes Hollywoodkino? Und den "War of the Roses" haben Sie auch gesehen? Sehr gut. Dann kennen Sie jetzt die Grundsituation meines Privatlebens (wenn nicht: machen Sie sich hier kundig).

Bloss: wie so oft, kann der Sterbliche den Leinwandgöttern nicht folgen. Während Michael Chläpfgring Douglas am Schluss im gleichberechtigten Unentschieden mit der Turner in den Trümmern des Leuchters liegt, liege ich weder gleichberechtigt noch unentschieden noch in Lampentrümmern noch sonst unter einem Dach.

Kurz und gar nicht gut: ab sofort bis Ende Juni bin ich obdachlos. Bitte richten Sie Ihre Kondolenzschreiben an ckaufmann ät woz punkt ch. Anstelle von Blumen dürfen Sie gerne ein Zimmer spenden oder günstig vermieten, wenn Sie in der Stadt Zürich oder nicht allzu weit davon gerade eines haben. Ihr freundlicher Untermieter ist ruhig, Nichtraucher, stubenrein, bleibt nur 6 Wochen, verbringt 2 davon als Beerdigungsassistent auf einer Velotour und bringt Ihnen am Mittwochabend exklusiv die Seite 2 der WoZ vom Donnerstag.

Angebote werden ab sofort unter ckaufmann ät woz punkt ch entgegengenommen.

Freitag, 17. Mai 2002

E-Mail: Mord und Totschlag

Recht herzlich begrüsse ich Sie zum heutigen Themenschwerpunkt. Mich selber begrüsste heutzutage mein japanisches E-Mail-Niedermetzler-Programm MailGoGoGo in etwas wackligem Englisch: "5 mail arrive in server".

Was das gute Ding nicht gleich sagt, aber verrät, wenn ich danach frage: es hat zehn E-Mails gleich auf dem Server niedergestreckt wie weiland Toshiro Mifune die miesen Killer in Yojimbo.

In diesem Fall waren die Opfer aber nicht lausige Killer, sondern unerwünschte Mails, kurz Spam, jedenfalls in der Theorie, denn in der nichtjapanischen Welt erkennt das Samuraiprogramm seine Feinde schlecht. In der Praxis standen die Opfer schlicht auf meiner schwarzen Liste.

Zum Beispiel kamen sie von Absendern, die fast ausschliesslich von Spammern verwendet werden, wie zum Beispiel yahoo, netscape.net, msn.com, hotmail.com, excite usw. Sollten Sie sich mit dem Wunsch tragen, ein E-Mail an woz ät woz punkt ch zu senden (mehr dazu weiter unten), empfehle ich Ihnen, a) sich eine seriöse E-Mail-Adresse zuzulegen oder b) mich höflich zu bitten, Ihre unseriöse E-Mail-Adresse auf die Mifunes-Ausnahmeliste zu setzen (aber nicht per E-Mail, sonst kommt's nicht durch).

Beenden wir nun gleich den Exkurs zu den Spam-Massenhinrichtungs- und-zwar-schon-auf-dem-Server-Programmen: Wer eine auf Macintosh laufende Alternative zu MailGoGoGo kennt, möge es mir weiterempfehlen (Anmerkung: inzwischen kenne ich Spamfire und Spamcop). Den Benutzern von Winblows empfehle ich Spambuster. Mit diesem Programm können Sie Titel, Absender und Grössen der Mails vor dem Abschuss noch begutachten - für alle Anhänger von Ballerspielen ein nicht zu unterschätzender Reiz. Ausserdem kann man damit nach Grösse filtern und somit Mails mit grossen Dateianhängen löschen, bevor sie den eigenen Computer belasten.

Nun stellen Sie sich einmal vor, so ein E-Mail an woz ät woz punkt ch habe sich an MailGoGoGo vorbeischmuggeln können und es somit bis zu mir geschafft. Im Nahkampf wende ich abwechselnd folgende Taktiken an:

Sie wollen der WoZ ein Mail senden, fürchten aber den Nahkampf? Keine Bange.
  1. Seien Sie ein zahlender Kunde. Da nehme ich alles.
  2. Schicken Sie keine HTML-Schweinereien. Das ist sinnlos und schädlich.
  3. Schicken Sie keine Dateien mit (es sei denn, sie wurden ausdrücklich bestellt).
  4. Schicken Sie Ihre Post gleich an die richtige Adresse:
    Geht es um ein Abonnement?
    abo ät woz punkt ch
    Geben Sie ein Kleininserat auf?
    klins ät woz punkt ch
    Es darf auch ein grosses sein:
    inserate ät woz punkt ch
    Geht es um Artikel?
    inland, ausland, kultur, szene; jeweils ät woz punkt ch
    Darf es sonst etwas sein?
    Suchen Sie sich auf der Webseite der WoZ etwas aus.
Genug Mails gemetzelt. Friede sei mit Euch!

Samstag, 18. Mai 2002

Prolog: Der Vorabend - Straight Edge wird kurvig

Alkohol: farblose, leicht verfliegende Flüssigkeit. Entsteht durch das Vergären von Zucker. Wirkt auf bestimmte Bioformen auf Kohlenstoffbasis giftig. (Quelle: Encyclopaedia Galactica).

Wer zum Henker sollte sich ausserhalb eines Labors mit sowas abgeben? Ich jedenfalls habe gern 35 Jahre darauf verzichtet. Bis gestern eben. Da hat mich in der luftigen Höhe von 540m über Meer meine Liebste mit dem Bekenntnis überrascht, sie sei gerne besoffen (nein, nicht wegen mir. Schon vorher, wirklich!).

Ich überwand den ersten Schock, schmiss die Encyclopaedia Galactica in die Ecke und mich selbst in die nächste Spelunke zum Selbstversuch bei der kontrollierten Alkoholeinnahme unter wissenschaftlicher Überwachung durch eine Drogenexpertin. Nun denn: Ich durfte erfahren, dass es tatsächlich gute Gründe gibt, auf Alkohol zu verzichten:

  1. Das Zeug kostet Geld.
  2. Das Trinken kostet Zeit. Dann kommt man zu spät ins Bett.
  3. Unter Umständen nicht mal ins eigene.
  4. Hat man viel getrunken, ist es sehr spät, und man schläft zu wenig.
  5. Hat man nicht so viel getrunken, ist man vielleicht früher im Bett, schläft aber trotzdem zu wenig (vgl. Punkt 3).
  6. Der nächste Tag kommt so früh wie jeder andere.
  7. Und dann sieht man alt aus.
Wirkungen? Ich hatte wohl zwischendurch das Gefühl, dass mir das Hirn zerfliesse. Andererseits kippe ich um 23h05 auch ohne Hilfsmittel vom Stuhl. Ausserdem gelang es mir immer wieder, mich aufzurichten und die komplexe Mathematikaufgabe 1.5 x 7.40 zu lösen (vgl. Punkt 1 oben).

Sollte die überwachende Drogenexpertin behaupten, ich hätte Trunkenheitssymptome entwickelt, dann glauben Sie ihr kein Wort. Sie war zum Beobachtungszeitpunkt alkoholisiert.

Der Samstag als solcher

Samstag ist grundzipiell ein prima Tag. Selbst im Grossschallbüro lässt es sich arbeiten, denn ausser den beiden Obdachlosen ist fast nie jemand da, zumindest nicht am Vormittag. Bellende Hunde sind eine ebenso ferne Erinnerung wie die ganzen herumbrüllenden Ostschweizer, Kleinkinder, Abschlussredaktoren und was die WoZ sonst noch in ihrem Skurilitätenkabinett vorrätig hat. Arbeit ohne Gehörschutzpropfen ist angesagt, wenn auch reichlich spät, und damit kommen wir zum einzigen Nachteil des Samstags: Die DIE POST kriegt unsere Harasse erst um halb zehn voll. Es besteht faktisch ein Zwang zum Ausschlafen.

Am Samstag, meint Kommissär Bärlach, etwelchem Ärger mit seinem Vorgesetzten Dr. Lutz entgegensehend, zeigen die Beamten die Zähne, aus schlechtem Gewissen darüber, dass sie unter der Woche nichts Gescheites gemacht haben. 54 Jahre später zeigt der Buchhalter am Samstag die Zähne nur beim Lächeln, das er extra aufsetzt, wenn er Mahnungen verschickt (haben Sie Ihr Kleininserat schon bezahlt?). Offiziell ist niemand da, das Telefon ist zum Schweigen gebracht; was immer in der Hektik der Vormittage unterging oder dem Zwang des Tagebuchschreibens zum Opfer fiel: jetzt ist die Zeit dazu.

Nur gerade heute nicht. Heute wird die WoZ geschrubbt (Frühjahrsputz - die Belegschaft hat deshalb weitgehend Zutrittsverbot [Anm. der Onlineredaktion, die ansonsten natürlich sofort ins Büro geeilt wäre, um dem bedauernswerten Herrn Buchhalter & Tagebuchschreiber ein Aspirin zu verabreichen]).

Dafür kreuzt ein Redaktor auf und bietet mir Asyl an (siehe weiter oben: War of the Roses). Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine ertragreiche Ausschüttung des hlg. Geistes.

Hat jemand ein Aspirin?

Pfingstmontag, 20. Mai 2002

Arbeitsfreier Feiertag? Für die Abteilungen Redaktion und Produktion nicht die Bohne - die WoZ erscheint jeden Donnerstag, egal wie viele Feiertage dazwischen liegen. Pause gibt es erst zwischen Weihnachten und Neujahr. Die Leute der Administration hingegen können durchaus in Versuchung geraten, die Füsse hochzulagern. Wer lässt sich heute schon telefonisch belästigen (hier sei nochmal auf den legendären Inserate-Anschaffer Andreas Hobbit Erdmann verwiesen).

Wer nun aber alt genug ist, um nicht mehr ins Pfila zu müssen, wird an einem Pfingstmontag ähnliche Schönheiten entdecken wie an den Samstagen. Insbesondere das Schweigen des Telefons. Die Arbeit wird nicht unterbrochen, weil man Sprüche aufsagen muss wie "Nein, Herr Betreibungsbeamter, Redaktor M. kommt leider ziemlich unregelmässig, aber ich werde ihm ausrichten, dass er seine 200 Zahlungsbefehle abholen soll"). Und damit kommen wir zum heutigen Themenschwerpunkt.

Schreiben, Faxen, Telefonieren: Sie wollten also die Redaktion?

Was ist das überhaupt? Wenn Sie beim Brockhaus nachschlagen, kriegen Sie nichts bzw. die Erklärung, was eine Reduktion sei. Der Brockhaus hat also keine Ahnung. Es ist höchste Zeit, dass jemand eine Definition liefert. Wenn Sie also jemand fragt, wie heute das WoZ-Tagebuch gewesen sei, können Sie getrost antworten: nicht besonders, aber ich weiss jetzt wenigstens, was eine Redaktion ist. nämlich:
Eine oder mehrere Personen, die dafür sorgen, dass die Zeitungsseiten voll werden, so weit es neben den Inseraten Platz hat.
Zu diesem Zweck können die Redaktionsleute höchstpersönlich Texte, Fotos und Zeichnungen anfertigen sowie Interviews erfinden, zwingend ist dies aber keineswegs. Wer also seinen Namen unter ein solches Werk setzt, braucht mitnichten hier zu arbeiten (abgesehen davon, dass in unserem Grossschallbüro aka Hexenkessel sowieso niemand ernsthaft arbeiten kann).

Damit lässt sich nun erkennen, was so eine Redaktion nicht macht:

Dieser letzte Punkt ist für Sie von grosser Wichtigkeit. Sie rufen ja schliesslich an und wollen, dass die WoZ über etwas schreibt. Sie wollen also die Redaktion. Wenn Sie nun nicht gerade die Ihnen bereits bekannte Direktwahl eines Redaktionsmitglieds gewählt haben, haben Sie eine Person aus der Administration dran. Und die hat auf den Inhalt der WoZ genau so grossen Einfluss wie auf den Inhalt der An Phoblacht oder der Beijing Rundschau.

Erzählen Sie uns (den Telefonabnehmenden) also nicht, worüber die WoZ jetzt schreiben soll, was sie falsch geschrieben hat und welchen Text Sie anbieten möchten. Sonst müssen Sie nachher von vorne anfangen. Fragen Sie besser gleich nach dem Ressort. Wir haben da zu bieten: Inland, Ausland, Kultur, Szene, Gesellschaft, Sport, Foto, Wissenschaft, und wenn ich jetzt etwas vergessen habe, kriege ich es sicher gleich zu hören, nachdem dieses Tagebuch aufgeschaltet wurde (ach ja verflixt: die Webdomina haben wir natürlich auch noch). Wir stellen Sie durch. Erbarmungslos. Und geben Ihnen gleich noch die Direktwahl. Wir verleugnen keinen. Das glauben Sie nur, wenn wir immer wieder sagen, dass ein Redaktionsmitglied nicht da sei. Richtig ist, dass dieses Redaktionsmitglied tatsächlich nicht da ist, weil es arbeiten muss und dies am Arbeitsplatz nicht möglich ist (das ist kein Paradox, sondern ein Grossraumbüro).

Nun sind Sie versucht, uns, die telefonabnehmende Gemeinschaft, als Vermittler, Sprachrohre, Sekretärinnen und Ersatzredaktoren einzuspannen. Sie sagen dann jeweils: na gut, dann kann ich es ja vielleicht Ihnen sagen. Tun Sie's nicht. Schnappen Sie sich den Redaktor. Fragen Sie nach seiner Direktwahl. Seiner Mailadresse. Seiner Privatnummer. Seinem Arbeitsweg. Seinem Stammlokal. Wir sind auf Ihrer Seite. Wir wollen schliesslich nicht auch noch die Arbeit von den Absentisten machen.

Als Gegenleistung bitten wir nur um eins: Wenn Sie die Direktwahl haben und ausprobieren, zählen Sie bis sieben. Legen Sie nach dem siebten Klingelton auf. Vom achten Mal an klingelt es nämlich wieder bei uns, und wir kennen uns ja schon.

Vermutlich ist es stressfreier, wenn Sie Ihr Anliegen in Schriftform einreichen. Zwei Dinge sind hierbei zu beachten:

  1. Damit Ihr Schreiben das richtige Ressort erreicht, nennen Sie dieses auf dem Couvert (zum Beispiel "WoZ, Ausland, Hardturmstrasse 66, 8031 Zürich") bzw. verwenden Sie die entsprechende Mailadresse (in diesem Fall ausland ät woz punkt ch).
  2. Bedenken Sie, dass die DIE POST nicht umsonst von "Postaufgabe" spricht, wenn Sie Ihr Schreiben abschicken. Die Redaktion ist ein schwarzes Loch. Bevor Sie nun also anrufen, um zu fragen, was mit Ihrem Buch, Ihrer CD, Ihrer Einladung zur Medienkonferenz passiert ist: wir wissen es nicht. Sie haben die Post aufgegeben. Das war zweifellos richtig. Möge sie in Frieden ruhen!
Kleine Ergänzung der Webdomina:
Wenn Sie Ihre Pressemitteilungen, LeserInnenbriefe, Veranstaltungshinweise etc. per Mail schicken: Benutzen Sie bitte NICHT die Adresse webmaster ät woz punkt ch. Diese Mails gehen an die Online-Abteilung, welch letztere nur für Fragen/Reaktionen in Sachen www.woz.ch zuständig ist. Informationen über korrekten, nervenschonenden und vor allem auch erfolgversprechenderen Mailversand an die WoZ finden Sie im Tagebuch vom 17. Mai weiter oben.

Dienstag, 21. Mai 2002

Die Buchhaltung an und für sich: Your love won't pay my bills

Buchhaltung an sich ist eine vergleichsweise banale Angelegenheit. Wer jemals eine Steuererklärung ausgefüllt hat, kennt die wesentlichen Elemente.

Zunächst zählen Sie Ihr Vermögen (Hauptformular Steuererklärung, Seite 4 oben) und ziehen Ihre Schulden ab (Seite 4 unten). Was übrig bleibt, nennt das Steuerformular Reinvermögen. Die Buchhaltung sagt eher Nettovermögen, öfters noch Eigenkapital, meint aber das gleiche.

Sie erkennen hier bereits den wichtigsten Trick der Buchhaltung, der Ökonomie überhaupt und aller Unternehmensberater ganz besonders: den banalsten Dingen neue Namen zu geben, auf dass Otto Normalverbraucher verwirrt werde und sich von der Weisheit des Fachmannes abhängig glaubt, um dann auf dessen Rat hin die Sabena zu kaufen.

Nun aber weiter im Text: diese Liste mit Vermögen und Schulden nennen wir Bilanz. Sie zeigt, wie wir so stehen. Und zwar zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt, meist an Silvester. Mit so einer Bilanz allein kann man aber noch nicht gerade viel anfangen. Sie sagt uns eigentlich nur, ob wir gerade überschuldet sind (mehr Schulden als Vermögen) oder nicht. Sie zeigt natürlich auch, dass wir kein Geld mehr haben, aber das haben wir meistens auch so herausgefunden.

Um mehr zu erfahren, vergleichen wir mit einer früheren Bilanz. Damit sehen wir immerhin, ob unser Reinvermögen gewachsen oder geschrumpft ist.

Besonders im zweiten Fall schreien wir nun: Warum? Wie konnte das geschehen? Meine Millionen, warum habt ihr mich verlassen? Der Buchhalter liefert die Begründung in einer so genannten Erfolgsrechnung. Sie zeigt den so genannten Ertrag (entspricht den Einkünften auf Seite 2 des Hauptformulars der Steuererklärung) neben dem Aufwand (den Abzügen auf Seite 3 nicht unähnlich, bloss umfangreicher). Die Differenz zwischen Aufwand und Ertrag nennen wir Erfolg, und zwar immer, selbst wenn sich ein ausgesprochener Misserfolg einstellt. Der Erfolg ist entweder ein Gewinn oder ein Verlust, das kommt aufs Vorzeichen an. Und dieser Erfolg (aka Gewinn bzw. Verlust) ist präzis der Grund, warum unser Reinvermögen gewachsen oder geschrumpft ist.

Wenn Sie das verstanden haben, wissen Sie so ziemlich alles. Natürlich gibt es unendlich viele und teilweise auch unendlich interessante Weiterungen - Bewertungsfragen, Kostenrechnung, Mittelflussrechnung, neutraler Erfolg, Konsolidierung, Fremdwährungen, Filialbuchhaltung, Deckungsbeiträge etc pp - doch am Schluss stehen Sie immer noch mit Ihrem Aufwand, Ihrem Ertrag, Ihrem Vermögen und Ihren Schulden da. Und das verstehen alle aus ihrem Alltag.

Nun wissen Sie auch, was davon zu halten ist, wenn Sie die veröffentlichte Jahresrechnung eines Unternehmens nicht verstehen, weil sie mit operativem Gewinn, ausserordentlichem Erfolg, EBITDA, Cashflow und anderen Scheusslichkeiten gespickt ist: der Unternehmung geht es dreckig, der Chef hat sich seinen Extrabonus mit seinem Extra-Versagen verdient, und jetzt will er Sie verscheissern, um davon abzulenken.

Die Buchhaltung ist also eine einfache Sache, theoretisch sollten alle KV-AbsolventInnen sie beherrschen. Dass es viele davon nicht tun, ist ähnlich zu erklären wie der Umstand, dass manche Leute mit einem Sturmgewehr auf 300 Meter die Scheibe nicht treffen:

Natürlich meiden auch viele die Buchhaltung, weil sie ihnen zuwider ist. Das ist gar nicht so schlecht. Ich jedenfalls lebe davon, dass viele Leute ihre Buchhaltung nicht selber machen können oder wollen.

Der Buchhalter auf der WoZ ist ein Alleinbuchhalter. Das bedeutet, dass er der einzige Buchhalter im Betrieb ist. Dies ist bei Betrieben bis zu einer gewissen Grösse möglich und üblich und hat einen mächtigen Vorteil: kein Zeit- und Informationsverlust, weil immer alle Buchhalter gleich viel wissen. Die Frage, wer jetzt was macht, und ob vielleicht der andere etwas schon gemacht hat oder nicht, stellt sich nie. Der Hauptnachteil macht sich nur in gewissen Fällen bemerkbar: Kommt der Alleinbuchhalter unters Tram, beträgt der Know-how-Verlust 100 %.

Die allermeiste Zeit verbringt der Alleinbuchhalter keineswegs mit den oben beschriebenen Bilanzen und Erfolgsrechnungen. Er beschäftigt sich viel öfters mit Löhnen, Honoraren, mit der ersten und zweiten Säule, mit einem Haufen dazugehöriger Formulare, und natürlich mit Rechnungen, die bezahlt werden wollen. Und sollte ihm die Zeit lang werden, kann er beliebige andere Tätigkeiten im Betrieb übernehmen, mit einer einzigen Ausnahme: der des Revisors. Gerade der Alleinbuchhalter sollte aufmerksam kontrolliert werden. Ohne die Revision wäre zum Beispiel nie ans Tageslicht gekommen, dass ich eine SP-Nationalrätin als Maschinenkauf ins Vermögen gebucht und danach abgeschrieben habe.

Über die finanzielle Lage der WoZ und die Problematik des Geldausgebens in einem so genannt selbstverwalteten Betrieb liesse sich nun viel schreiben. Ich habe ein paar Ansätze wieder gelöscht und möchte nun ganz darauf verzichten, dies vornehmlich aus zwei Gründen:

  1. Das WoZ-Tagebuch soll Spass machen.
  2. Wenn ich mich krank ärgere, kann ich die bald fälligen Mailöhne nicht zahlen, und das kann ja niemand wollen.
Lieber freue ich mich darauf, Ihnen morgen zu verraten, wie Sie mit Ihrem LoveLove-Kleininserat Erfolg haben.

Mittwoch, 22. Mai 2002

Ihr erfolgreiches Kleininserat in der Rubrik LoveLove

Sie kennen das ja: da liegen Sie auf Ihrem Kanapee und lesen die WoZ. Früher sind Sie sich dabei immer so schön radikal vorgekommen, und dass Sie selbstkritisch genug sind, dies auch noch zu merken, erfüllt Sie mit berechtigtem Stolz.

Sie gehören dazu. Sie haben sich zum Auslandteil vorgekämpft: "Zittern in den Teppichetagen - Neue Gewerkschaft in Uruguay". Jawohl, den Schweinen geben wir's. Doch halt, was machen Sie? Die Zeitung sinken lassen und zur Decke starren. Vorblättern auf Seite 14 und die Rubrik Lovelove scannen. Was bitte schön soll das? Kommunismus ist Disziplin. Sofort zurück auf Seite 13!

So, jetzt haben Sie die urugayische Gewerkschaftsszene intus und dürfen Kleininserate lesen. Und wenn Ihnen die Rubrik "Ferien" Genuss predigt, als wäre der Kapitalismus längst überwunden, dürfen Sie mit bestem Gewissen einen Kaffee trinken. Der stärkt Sie auch für den Kulturteil.

Wenn Sie mitreden wollen, müssen Sie "Taubendreck als gesellschaftliches Sinnbild" von Georg Seesslen gelesen haben. Was bitte soll das Vorblättern; Sie haben erst die fett gedruckte Einleitung gelesen? Ja, natürlich geht der Artikel auf Seite 18 weiter, was glaubten Sie denn? Nein, Sie lesen jetzt nicht zuerst die Filmkolumne. Himmeldonnerwetter, sind wir hier eigentlich bei Fuckts?

Also ran an den Taubendreck (als gesellschaftliches Sinnbild). Sehen Sie, es geht ja. Schon haben Sie fast die erste Spalte durch. Aber jetzt - ? Zurückblättern auf Seite 14? Ob Sie vielleicht in der Rubrik "Kontakte" etwas übersehen haben, weil die Rubrik "Lovelove" ihre ganze Aufmerksamkeit beanspruchte? Sie haben nicht. Sie müssen trotzdem gucken. Ach herrjeh. Und jetzt auch noch trällern?

Ich will Liebe, keine Revolution
Ich will Liebe, alles andre hatte ich schon.

Offenbar ist der Hauptwiderspruch in Ihrem Leben nicht die Herrschaft des Kapitalismus, sondern Ihr Single-Dasein. Dafür müssen Sie sich keineswegs schämen. Und noch viel weniger die Zeitung wechseln; das wäre ja noch schöner. Die WoZ ist das Fachblatt für Liebe und Revolution.

Sie werden hiermit vom Taubendreck als gesellschaftliches Sinnbild dispensiert und verwenden die gewonnene Zeit, auf ein Chiffre-Inserat zu antworten. Schreiben Sie was nettes, nicht allzu lang, und wenn Sie das Schreiben in ein Couvert stecken, schreiben Sie sehr deutlich "Chiffre" samt Nummer drauf (darunter: WoZ, Hardturmstr. 66, 8031 Zürich). Das Wort Chiffre so deutlich, dass wir es selbst verkatert im Morgengrauen erkennen. Dann leiten wir Ihr Schreiben weiter und erfassen es lediglich in unserer Statistik. Und eben die wird Ihnen sogleich zu Gute kommen.

Nun könnte es natürlich sein, dass Ihre Person in keinem der Chiffre-Inserate gefragt ist. Nein, Sie schmeissen sich jetzt nicht aus dem Fenster. Wirkt ohnehin etwas lächerlich, wo Sie doch im Parterre wohnen. Ihre Person ist verdammt stark gefragt. Doch die Fragenden waren zu schüchtern, um ein Chiffre-Inserat aufzugeben. Oder zu faul. Die liegen genau so auf dem Kanapee wie Sie, fangen fünf Mal mit Georg Seesslens Taubendreck an, um jedes Mal auf Seite 14 zurückzublättern und IHR Inserat zu suchen.

Also rein damit. Es geht viel einfacher, als Sie glauben, und kosten tut's auch nicht viel. Was immer Sie mal gehört oder gelesen haben über die kundenfeindlichen Kleininserate mit Aufgabetermin am Mittwoch der Vorwoche, Rechnungsgebühr und einem murksigen Talon, vergessen Sie es. Wir haben das alles entsorgt. Wir nehmen Ihr Inserat bis Montag um 9h00 entgegen, Rechnungsgebühr gibt es schon lange keine mehr und mit einem Talon brauchen Sie sich auch nicht zu plagen, Sie richten einen elektronischen Brief an klins ät woz punkt ch und legen los.

Für 30 Franken kriegen Sie schon 100 Zeichen, und mit jedem 50-Zeichen-Block, den Sie in Angriff nehmen, wird es um lediglich 5 Franken teurer. Wenn Sie sich bei einem anonymen E-Mail-Service eine Gratisadresse besorgen, damit Sie die Zuschriften elektronisch und ohne Umweg über die WoZ kriegen, können Sie sich sogar die 10 Franken Chiffregebühr sparen; doch Vorsicht: Sie versauen uns nicht nur die Statistik, sondern verhindern auch die Kontaktaufnahme durch Leute, die keinen Internetanschluss haben, oder nur am Arbeitsplatz, und sich dort nicht trauen. Das mit der Extra-Mail-Adresse ist keine schlechte Idee, tun Sie das eine, doch lassen Sie das andere nicht.

Was Sie denn bloss schreiben sollen? Zunächst mal etwas Administratorisches: Chiffre-Inserat für die nächste WoZ, Rubrik Lovelove. Rechnung an [Ihre Adresse, die Zuschriften kommen auch dahin]. Dann: weniger ist mehr. Enthüllen Sie Ihr Alter und Ihre Geschlechtszugehörigkeit. Dass Sie von der Genderdebatte etwas mitgekriegt haben und sich der Problematik solcher Zuweisungen bewusst sind, wissen alle, Sie lesen ja die WoZ und dort besonders die Seiten Gesellschaft und Politour, für den Moment können Sie das ausblenden. Viel mehr interessiert, wo ungefähr Sie Ihre Tage verbringen, so ungefähr wenigstens.

Nun wollen Sie ja Erfolg haben. Deshalb führen wir Statistik über die Zuschriften. Und Sie haben sich eine ganze Woche durch dieses Endlostagebuchgelaber gekämpft, um das Geheimnis zu erfahren. Es sei denn:

  1. Sie sind eine Frau: sie haben's leicht und günstig. Sie können sich kurz fassen. Wozu wollen Sie den Typen? Ja, um Zeit mit ihm zu verbringen, Ja, um zu diskutieren. Ja, um ein Glas Wein zu trinken. Sind Sie ganz sicher, dass das alles ist? Ist es nicht. In Ihrem Nachtlager möchten Sie den Mann nicht missen. Das Gemeine ist, wie schon die widerspenstige Katharina wusste, dass die Kerle das wissen - Sie brauchen es also keineswegs zu leugnen. Und vor allem: Sie dürfen es in ihrem Inserat nicht unterschlagen. Alles dürfen Sie weg lassen, als selbstverständlich voraussetzen, aber eben dies nicht. Sie schreiben also: "F 38, Grossraum Moskau, sucht" und ergänzen kurz und bündig, aber unbedingt mit einem Ausdruck wie Liebhaber, erotisch, sinnlich, dies & das, und anderes, alles mögliche oder so. Sie werden in Zuschriften ersaufen.
  2. Sie sind ein Mann: Das Patriarchat bringt es mit sich, dass Sie etwas mehr leisten müssen. Hier jedenfalls. Erstens und wichtigstens: werden Sie erst mal älter. Kaum eine traut einem Chiffre-Inserenten unter 30. Dann: seien Sie interessant. Seien Sie romantisch. Seien Sie nicht "Gefängniswärter", sondern in einem "sozialen Beruf" tätig. Umgeben Sie sich darauf mit Adjektiven. Je mehr desto besser. Sie können zusammenhangslos und widersprüchlich sein, das macht überhaupt nichts. Sie sind ein normaler Typ, bodenständig, realistisch, aber dann eben doch poetisch, träumend, sinnierend, schwankend, bestimmt, schwach, stark etc pp. Lassen Sie sich ruhig vom Duden inspirieren (nein, nicht vom Fremdwörterband). Klingen Sie bloss nicht wahnsinnig oder verzweifelt. Auch Ihnen winkt nun eine schöne Sammlung von Briefen.
Nach diesen DOs noch ein paar DON'Ts - die gesammelten Ergebnisse aus der Abteilung Pleiten, Pech und Pannen. Folgendes sollten Sie NICHT tun:
  1. Auf ein Chiffre-Inserat antworten und die Chiffre-Nummer nicht aufs Couvert schreiben. Das WoZ-Personal ist dann gezwungen, aus Ihrem Text zu erraten, an wen das Ganze gehen sollte. Und Ihr schöner Brief kommt geöffnet an.
  2. Das Wort Chiffre und die Nummer klein und undeutlich und zuunterst oder sonstwo versteckt anbringen. Bedenken Sie, dass wir täglich eine Harasse voller Post verarbeiten. Was der serienmässigen Öffnung entgehen will, sollte klar gekennzeichnet sein.
  3. Freundschaften mit Leuten unter 16 suchen. Der Jugendschutz der Stadtpolizei Zürich hat die WoZ schon einmal umstellt - es geht also auch um Ihre Lieblingszeitung.
  4. Eine anonyme Karte mit dem Inseratetext und einer Natelnummer schicken. Auch wenn Sie nicht angeschrieben, sondern angerufen werden wollen, braucht die WoZ eine Adresse (für die Rechnung nämlich). Um die zu erfahren, wird die WoZ Sie auf eben diese Natelnummer anrufen, und da sind Sie gerade auf einem Spaziergang zusammen mit einer Person, die von ihrem Lovelove-Inserat nichts erfahren sollte. Und wem ist damit nun gedient? Eben.
Nun wissen Sie alles. Bis nächsten Montag 9h00 muss das Zeug bei uns sein. Die Adresse ist klins bei woz punkt ch.
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